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19. Juli 1974 100-jähriges bestehen der Freiwilligen Feuerwehr Das Jubiläum wurde am Freitag, dem 19. Juli 1974, mit einem "Bunten Abend" eröffnet. Die Freiwillige Feuerwehr hatte für diesen Abend die Kapelle "Original Egerland" mit ihrem Dirigenten und Gründer Rudi Kugler, das Egerland-Trio, Sänger und Jodler Hansl Krönauer und Ansager Willi Bendow verpflichtet. Mit Musik und Humor, die ins Gemüt und Herzen gingen und eine stimmungsvolle Atmospähre weckten, rollte bis kurz vor Mitternacht ein großes, buntes Programm ab. Die Interpreten volkstümlicher Weisen gaben ein gutes Gastspiel.
Mit der Delegiertenversammlung wurden am Samstag die Veranstaltungen fortgesetzt. Löschmeister Karl Schött wurde mit dem Brandschutzehrenzeichen in Silber für 25-jährige Zugehörigkeit zur Wehr ausgezeichnet.
Nach dem Gottesdienst, der von Pfarrer Schulz gehalten wurde, fand vor dem Ehrenmal die Totenehrung statt. Wehrführer Willi Ahlbrand gedachte der Toten des 1. und 2. Weltkrieges und allen Toten der Wehr, besonders gedachte er des verstorbenen Ehrenbrandmeisters Johannes Häuser. Der Posaunenchor Stockhausen spielte das Lied "Ich hatt' einen Kameraden" und umrahmte die Totenehrung.
Anschließend fand der Festkommers statt. Wehrführer Willi Ahlbrand hatte eine große Gratulationscour entgegen zunehmen. Ihm selbst wurde für seine Verdienste von Bürgermeister Lothar Wyrtki der Wappenteller der Stadt Herbstein überreicht. Wie wertvoll Vereinsarbeit in einer Gemeinde ist, bewies der Männergesangverein Stockhausen mit dem Chor "Heimatland" unter der Leitung von Heinrich Muth. Auch der gemischte Chor umrahmte das Jubiläum mit "Chiantiwein" und "Sängermarsch" musikalisch. Bürgermeister Wyrtki überbrachte die Glückwünsche der städtischen Gremien.
Herzliche Willkommensgrüße richtete der Ortsvorsteher Hans Möller an die Gäste. Für den Kreis überbrachte der Schirmherr Herr Landrat Dr. Zwecker die Glückwünsche. Weitere Glückwünsche überbrachten MdL Herr Helmut Caspar (SPD) und Herr Josef Weber (CDU). Die Grüße des Kreistages überbrachte dessen Vorsitzender Herr Georg Blumenstiel.
Den Glückwünschen schloß sich auch der stellv. Stadtverordnetenvorsteher Herr Rolf Müller an. Die Wehrführer aus Blankenau und Müs unterstrichen die gutnachbarlichen Verhältnisse, sowie die gegenseitige Hilfeleistung und übereichten Geschenke. Herr Baron Kurt-Joachim Riedsesel, Vorsitzender des Schützenvereins, übergab einen "Schnellschlauchaufroller" im Namen des Schützenvereins. Als Dank für den Feuerschutz, den die Feuerwehr Stockhausen der Riedeselschen Familie 100 Jahre lang gewährte, spendete er 100 Liter Bier. Zum Schluß überbrachte Stadtbrandinspektor Ruhl die Glückwünsche und überreichte ein Geschenk mit Widmung.
Nach dem gut gelungenen Festkommers spielte die Kapelle "Golden Boys" zum Tanz für die vielen Besucher auf.
Der Sonntag, dem 21. Juli, begann mit einem Treffen der Jugendfeuerwehren, wo auch eine Jugendfeuerwehr aus Kronshagen bei Kiel vertreten war.
Um 10 Uhr begann die große Schauübung. Der Übung lag die Annahme zugrunde, daß durch Kurzschluß ein Feuer im Dachstuhl des Getreidespeichers des Hofgutes ausgebrochen sei. Auf Grund des starken Windes bestand Gefahr, daß das Feuer auf andere Lagerhallen und auf die Hofreite Fiedler übergreifen könnte. Wenige Minuten nach dem Alarm war die Wehr aus Stockhausen an der Brandstelle. Das Löschfahrzeug nahm das Wasser zur Brandbekämpfung aus dem Hydranten vor dem Schloß. Als dann wenig später die Tragkraftspritze einsatzbereit war, wurden 2 C-Rohre und 1 B-Rohr eingesetzt. Da Wassermangel eintrat, alarmierte der Stockhäuser Wehrführer sofort die anderen Wehren der Großgemeinde Herbstein. Die Wehr aus Schlechtenwegen entnahm Wasser aus der Altefeld, die Wehr aus Altenschlirf, aus dem Brauweiher. Die Wehren aus Herbstein und Lanzenhain wurden dazwischen geschaltet um den Wasserdruck aufrecht zu halten. Inzwischen waren Feuerwehrleute aus Herbstein und Stockhausen mit Atemschutzgeräten eingesetzt worden, um Arbeiter zu bergen, die im Getreidespeicher eingeschlossen waren. Da sie verletzt waren, erfolgte der Einsatz der Deutschen Roten Kreuz-Bereitschaft Lauterbach und Malteser Hilfsdienst Herbstein. Dank des schnellen, reibungslosen Einsatzes konnte der Brand schnell unter Kontrolle gebracht werden.
Am Sonntag, pünktlich um, 13:30 Uhr setzte sich der Festzug in Bewegung. Zum ersten Mal feierten die früheren Kreisverbände Alsfeld und Lauterbach, nach Bildung des Vogelsbergkreises, gemeinsam.
Insgesamt hatten 188 Wehren ihre Teilnahme zugesagt. Angeführt wurde der Festzug, in dem etwa 2.000 Feuerwehrleute mitmarschierten, durch Vorreiter, die von verschiedenen Reitvereinen des Vogelsberges kamen. Dann folgten die Kutschen mit den Ehrengästen und Honoratioren. Durch Namensschilder waren die einzelnen Kreisabschnitte gekennzeichnet. Unterbrochen wurde das Dunkelblau der Feuerwehruniformen durch die farbenfrohen Trachten und Anzüge der Musik- und Spielmannszüge. Besonders beachtet wurden die Gruppen in historischen Uniformen mit den alten, teilweise aus dem vorigen Jahrhundert stammenden Feuerwehrspritzen.
Nach dem Festzug war auf dem Festplatz an der Bornwiese Volksbelustigung und Tanz.
Am Montag fand das Abräumen des Festplatzes statt. "Böse Zungen" sollen behauptet haben, es wäre dabei ein Zentner Wurst gegessen und das nötige Bier dazu getrunken worden. Bei dem Fußballspiel soll sich der Wehrführer Ahlbrand als oberligaverdächtiger Torwart erwiesen haben. Mit Liedern am abendlichen Lagerfeuer klang der Tag aus.
Der Wettergott, der in den letzten Tagen so mancher Veranstaltung ein Schnippchen geschlagen hatte, zeigte sich an den Festtagen gnädig und ließ sogar hin und wieder die Sonne durch die Wolken blicken. Regen gab es jedenfalls nicht.
Irn Lauterbacher Anzeiger wurde zu dieser Veranstaltung u.a.folgendes bemerkt: Der Stockhäuser Freiwilligen Feuerwehr und den Ortsbürgern muß bescheinigt werden, daß sie ein Fest und einen Festzug auf die Beine stellten, der im Vogelsberg bisher nicht seinesgleichen hatte. Alles klappte vorzüglich, und so war es kein Wunder, daß eine frohgestimmte Menge den diesjährigen Kreisfeuerwehr- Verbandstag feierte, der als erster gemeinsamer seiner Art im Vogelsbergkreis sicherlich in die Geschichte des Kreisfeuerwehrverbandes eingehen wird.
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